Geschichtliche Entwicklung ab dem 19. Jh. in den USA

 Scheiben erobern die Lüfte

Der Urknall des gesamten Universums, rund um jegliche Art von Discs, dürfte sich in den frühen 1870ern ereignet haben. Demnach war die Mutter der neuen scheibenartigen Wurfgeschosse nichts anderes als ein einfacher Blechteller. Der Ort an dem das Geschoss seinen Ursprung hat, ist Bridgeport, Connecticut, wo Ansässige und Studenten der nahen Yale Universität auf die glorreiche Idee kamen, die leeren Unterlagen von abgepackten Kuchen durch die Luft zu befördern. Besitzer des Kuchenfabrikanten war zu dieser Zeit ein gewisser William Russel Frisbie und damit auch schnell (ungewollter) Namensgeber des Spielgerätes – die Frisbee war geboren. Das Wurfobjekt ließ sich perfekt hin und her werfen, sowie fangen und es lag, ungeachtet seines eigentlichen Verwendungszwecks, äußerst ruhig in der Luft.

Aufgrund des amüsanten Umstandes, dass es sich dabei um das Werfen von Kuchenblechen handelte, verbreitete sich das Spiel wie ein Lauffeuer in den gesamten USA. Besonderer Vorteil war der minimale finanzielle Aufwand, der mit der Freizeitaktivität verbunden war und so erfreute sich das Spiel bei Jedermann rasch an großer Beliebtheit. Während der Wirtschaftskrise und dem 2. Weltkrieg fand es sich sogar vor dem teureren Baseball auf der (erdachten) Liste der beliebtesten Aktivitäten wieder.[Vgl. Menickelli u. Pickens, 2016, S. 21]

 Entwicklung eines Spielgerätes

Erst einige Jahrzehnte später erfand der Kalifornier Walter Morrison die Frisbee von Grund auf neu. Er designte zusammen mit einer Hand voll Freunden eine Wurfscheibe, die man nun endlich als richtiges Spielgerät betiteln konnte. Sein Plan war es seinen Ideenreichtum zu schnellem Geld zu machen und seinen Einfall an den anliegenden Plastik- und Spielzeugkonzern Wham-O Mfg. Co. zu verkaufen. Dieser versprach ihm Geldanteile an den Exemplaren seiner Schöpfung, sollten sie sich verkaufen. Zusammen mit dem Konzern entwarf Morrison schließlich die „Pluto Platter“, eine weiche Wurfscheibe, die dem Werfer viel Kontrolle der Flugbahn auf große Distanzen versprach.
Im Nachhinein lässt sich sagen, dass der Erfinder nach einem noch langen Leben als Millionär starb. Seine Geschäftsidee rentierte sich und der Erfolg zeigt wie begehrt die Wurfscheiben waren. [Vgl. Menickelli u. Pickens, 2016, S. 22]

 Das Einschreiten des Ed Headrick

Mitte der 1960er Jahre schritt nun endlich der geltende Gründervater des Disc Golf, der Kriegsveteran Ed Headrick, zur Tat. Er überzeugte Wham-O mit unentgeltlicher Arbeit dazu, die Pluto Platter perfektionieren zu dürfen und brachte 1964 seine eigene Kreation einer optimalen Wurfscheibe heraus. Seine „Pro Model Frisbee“ sollte den Sport endgültig revolutionieren. Die neue Interpretation des Wurfgeschosses hatte mehr Aerodynamik und kam den späteren Disc Golf-Scheiben schon ziemlich nah. Nun ähnelte das Spielgerät mehr einer Scheibe die für sportliche Betätigung bedacht war, als einem Bestandteil des Repertoires eines Sandkastens wie zuvor. Durch die neuen Möglichkeiten mit der Frisbee, wuchs auch die Zahl der begeisterten Verwender der Wurfscheibe rapide an. Die Discs eroberten die Parks und waren von keinem Strand Kaliforniens mehr wegzudenken. Viele versuchten sich weiterhin darin die Scheiben zum Werfen und Fangen zu verwenden, andere kreierten Tricks und wurden gefeierte „Freestyler“. Außerdem wurde ein neues Spiel mit den Scheiben erfunden. Bei „Guts“ (englisch, keine richtige Überlieferung ins Deutsche) ging es darum die Disc mit höchstmöglicher Geschwindigkeit durch die Luft zu befördern, so dass es dem Gegnerteam, welches gleich wie das eigene aus fünf Personen bestand, unmöglich war die Frisbee aus der Luft zu fangen. Die Mundpropaganda reichte dem immerzu strebenden Headrick allerdings längst nicht aus. Er gründete 1967 die „International Frisbee Association“, kurz IFA, in Kalifornien und erreichte, auch durch das Herausgeben eines eigenen Informationsblattes über jegliche Frisbee-Aktivitäten, bereits fünf Jahre später eine Zahl von stolzen 112 000 Mitgliedern. Ziel der Organisation war es vor allem Guts zu einem stärkeren Bekanntheitsgrad zu verhelfen und mit Hilfe von Wham-O mehr Frisbees zu verkaufen.[Vgl. Menickelli u. Pickens, 2016, S. 22]

Die Anfänge des Disc Golf

Etwa zur selben Zeit machte sich Kevin Donelly die interessante Neuauflage der Frisbee zu Nutze und begab sich damit an das Ufer der Golfsportarten. Er erschuf im 38th Street Park in Newport Beach den wohl ersten Disc Golf Parcours, mit nichts als Laternenpfosten und Bäumen als Zielvorrichtungen. Bereits nach einer kurzen Weile und den Eröffnungen zweier weiterer Parcours fragte Donelly bei Wham-O nach dem Sponsoring eines seiner monatlichen Turniere an und der Konzern ließ ihm 100 von Headricks Pro Model Frisbees und 24 Hula-Hoop-Reifen zukommen. Diese Reifen etablierten sich somit als erste richtige Ziele des aufkommenden Golfsports.

1969 war es schließlich soweit und der erste Disc Golf Parcours fand sich auf der „Frisbee skills competition“, im Brookside Park, Pasadena, wieder, welche von Wham-O organisiert war. Rund 40 Interessierte dürften sich laut Aufzeichnungen im 9-Loch Parcours versucht haben.

An der Westküste der Vereinigten Staaten fand im Jahr 1970 eine ganz andere Disc Golf-Bewegung statt. Eine Gruppe aus Rochester spielte, völlig unabhängig von jedem Geschehen in Kalifornien, eine Turnierform der neuen Scheibensportart. Es wurde von ihnen sogar eine andere Wurfscheibe, der „All-Star“ vom Konzern Continental Promotions Inc. (CPI) anstelle von Headricks Kreation verwendet. Als sie von der IFA erfuhren, wurden aus den stadtweiten Turnieren schnell nationale. „The National Flying Disc Open“ feierte damals seine rumreiche Geburtsstunde.

Zum Entsetzen Vieler war Disc Golf dennoch kein Teil der World Frisbee Championship im Jahr 1974. Es benötigte einige Überzeugungsarbeit der Sportbegeisterten, um Headrick im Jahr darauf dazu zu bewegen den neuen Golfsport in das Programm mitaufzunehmen.[Vgl. Menickelli u. Pickens, 2016, S. 24]

Ein letzter Entwicklungsschritt

1975 war das turbulenteste Jahr für Headrick und die Scheibensportarten an sich. Begeistert vom Ideenreichtum und der Kreativität der Frisbee-Fanatiker, war auch er schnell fasziniert vom revolutionären Disc Golf. Um mehr Menschen für den Sport gewinnen zu können, beschloss er die Professional Disc Golf Association (PDGA) zu gründen. Diese hält sich bis heute als Hauptantreiber und wichtige Grundorganisation der Golfsportart. Weiters gilt es zu erwähnen, dass der „Gründervater“ des Frisbee-Sports in jenem Jahr ebenfalls den ersten formellen Disc Golf Parcours im Oak Grove Park in Pasadena erbaute, sowie ein neues Ziel, das „Pole-hole“ etablierte.

Die einzige Schwierigkeit, die mit dieser Stangen-Fahnen-Zielvorrichtung in Verbindung stand, war, dass man das Treffen des Zieles hatte sehen oder hören müssen, um mit dem erfolgreichen Beenden einer Bahn rechnen zu können. Um dieses Problem zu umgehen fügte Headrick einen Korb und Fangketten an seine Kreation hinzu, in denen die Scheibe von nun an zu landen hatte.

Den letzten Entwicklungsschritt der Geschichte des Disc Golf ermöglichte Ed Headrick als er anfing sich immer mehr zurückzuziehen. Bei seiner IFA trat er gänzlich in den Schatten und setzte Dan Roddick, seines Zeichens Gewinner des ersten „American Flying Disc Opens“, als Direktor ein. Dessen erste Aktion war es eine Reihe an Besuchen in öffentlichen Schulen und Einrichtungen zu starten, um ein Bewusstsein für Disc Golf und andere Frisbee-Sportarten zu schaffen. Außerdem trat Headrick bei Wham-O zurück und startete mit seiner neu gegründeten „Disc Golf Association“ (DGA) die eigenständige Produktion seiner Wurfscheiben und Fangkörbe. Seine Kreationen lieferte er an kleine professionelle Läden, die er von seinerseits ausgewählten Spielern führen ließ.

Abschließend gilt es zu erwähnen, dass der Mann, der den Sport am meisten prägte am 12. August 2002 im Alter von 78 Jahren in seinem Haus in Kalifornien verstarb. In seinem letzten Willen ließ Headrick seine Asche in Discs einarbeiten und an Freunde und Familie verschenken, um heute immer noch die Möglichkeit zu haben auf Disc Golf Parcours unterwegs sein zu können.[Vgl. Menickelli u. Pickens, 2016, S. 25]